Jürgen Niermann Naturfotografie

Naturfotografie in Sri Lanka 2017

Zum Reisebericht 2020.

Aufmerksam geworden auf Sri Lanka als Reiseziel bin ich durch einen Bericht über den Yala NP, in dem nicht nur die größte Unterart, sondern auch die dichteste Population von Leoparden leben soll. Nach weiterer Beschäftigung mit der Materie schien das Land für Naturfotografen auch weitere vielfältige Möglichkeiten zu bieten.
Ceylon-Hutaffe
Ceylon-Hutaffe, Hakgala Botanischer Garten
Nachdem auch der Bürgerkrieg vor nunmehr acht Jahren sein Ende gefunden hatte, sollte es nun im März 2017 soweit sein – zusammen mit einem Freund mit derselben Fotoleidenschaft.
Für eine effiziente Durchführung einer bloß zweiwöchigen Reise kam nur die Organi­sation durch eine Agentur mit entsprechender Erfahrung in Frage. Wir hatten daher im letzten Sommer nach intensiver Recherche Angebote von örtlichen Reiseunternehmen eingeholt. Letztlich haben wir uns für das Bird and Wildlife Team (Pvt.) Ltd. entschie­den, weil wir den Eindruck hatten, dass man noch am ehesten auf unsere individuellen Wünsche – der Naturfotografie und nicht dem Abhaken von Artenlisten – eingehen würde und nicht nur vorhandene Reisebausteine zusammenfügen wollte. Wir haben diese Entscheidung auch nicht bereut.
Ohne An- und Abreisetage waren wir 14 Tage vor Ort. Wir hatten der Agentur unsere Wunschreiseziele mitgeteilt – die Nationalparks im Südosten, der Sinharaja Regenwald im Südwesten und möglichst auch der Wilpattu NP im Nordwesten. Wegen der langen Fahrtdauer zwischen dem Nordwesten und dem Südosten musste es unbedingt noch ein Zwischenstopp irgendwo in der Mitte sein – auf Vorschlag vom Bird and Wildlife Team wurde es dann Nuwara Eliya mit dem nahegelegenen Horton Plains NP. Abgesehen davon, dass uns der März als Reisemonat gut passte, war für jedes unserer Ziele statistisch nur eine geringe Niederschlagswahrscheinlichkeit angegeben, insbesondere auch Sinharaja sollte dann noch relativ trocken sein. Das Wetter entsprach auch dem, was man erwarten konnte. Allerdings hatte es kurz vor unserer Ankunft ungewöhnlich viel geregnet. Der Wasserstand sollte – zumindest im trockenen Südwesten – dem hohen Niveau von Anfang Januar entsprechen. Dies wäre normalerweise im Februar alles abgetrocknet. Nun war alles nicht nur üppig grün, in vielen kleinen Senken stand Wasser.
Nachfolgend einige Eindrücke aus den besuchten Gebieten.

Nach einer Übernachtung in einem Hotel in der Nähe des Flughafens war unser erstes Ziel der Wilpattu NP. Für den Transport stand uns während der ganzen Reise ein komfortabler Minibus mit Fahrer zur Verfügung. Als Guide begleitete uns Dulan vom Bird and Wildlife Team.
Die Unterbringung für die nächsten drei Nächte erfolgte im Wilpattu Safari Camp, einem komfortablen Zeltcamp nur ca. 2 km vom Hunuwilagama-Parkeingang entfernt. Auf den Pirschfahrten fuhren wir allerdings nicht im Fahrzeug des Camps, sondern es stand uns – wie in jedem der anderen besuchten Parks auch – ein eigenes zur Verfügung. Bei allen dort und in den anderen Parks eingesetzten Fahrzeugen handelt es sich um Pick-ups mit großer Bodenfreiheit, bei denen auf der Ladefläche ein Aufsatz mit meist drei Sitzbänken und einem Dach montiert ist. Die Seiten und der vordere Bereich über der Fahrerkabine sind offen.
Schlangenweihe
Schlangenweihe, Wilpattu NP
Der Besucherandrang hält sich im Wilpattu NP in Grenzen. Es warteten morgens vielleicht ein Dutzend Fahrzeuge auf die Öffnung um 6:00 Uhr. 18:30 Uhr mussten alle den Park wieder verlassen haben. Sonnenauf- und -untergang war jeweils gegen 6:20 Uhr bzw. 18:15 Uhr.
Wilpattu ist der größte Nationalpark Sri Lankas. Er ist überwiegend bewaldet, es gibt einige Seen bzw. künstliche „tanks“ und auch große offene Grasebenen. Vom Hunuwilagama-Eingang führt zunächst eine ca. 10 km lange Straße durch relativ dichten Wald, bevor ein paar offenere Stellen kommen.
Wir waren zweieinhalb Tage im Park – und zwar auch jeweils über Mittag. Auch bei hoch stehender Sonne boten die Waldränder bzw. der Halbschatten der Straßen noch etliche Fotomöglichkeiten. Dazu gehörten Schlangenweihen (Spilornis cheela), von denen sich eine auch bei einer Annäherung von wenigen Metern völlig unbeeindruckt zeigte, Malaienkauz (Strix leptogrammica), Hainparadiesschnäpper (Terpsiphone paradisi), viele Braunkopfspinte (Merops leschenaulti), Smaragdspinte (Merops orientalis) und auch ein Leopard (Panthera pardus).
Letzteren fanden wir nur wegen der offensichtlich ausgezeichneten Ortskenntnis unseres Guides Dulan und des örtlichen Fahrers. Der Leopard saß kurz vor Mittag zunächst wohl auf seinem „Stammplatz“, von der Straße aus ziemlich verdeckt und kaum sichtbar, es sei denn, man wusste schon, was man dort suchen sollte. Wir blieben in der Nähe und eine knappe halbe Stunde später fanden wir ihn auf der Straße wieder, wo er Richtung See lief. Dort konnten wir ihm eine Viertelstunde lang folgen, ohne dass andere Fahrzeuge hinzukamen. Irgendwann wandte er sich wieder kurz in unsere Richtung, bevor er im Wald verschwand. Später sahen wir ihn am Seeufer wieder, allerdings in sehr großer Entfernung. Am späten Nachmittag trafen wir ihn nochmal, er kam uns – leider bei recht wenig Licht – auf der Straße in der Nähe der ersten Sichtung entgegen.
Der Leopard war ein Weibchen. Laut Namal Kamalgoda, Mitinhaber des Wilpattu Safari Camp und selbst Naturfotograf, könne man eher nicht damit rechnen, im Wilpattu NP alte und damit wirklich große und massige Männchen anzutreffen. Der Park war wegen des Bürgerkriegs geschlossen und ist erst 2010 wieder geöffnet worden. Die vorher geborenen und aufgewachsenen Jungtiere hätten sich daher nicht von klein auf an Besucher gewöhnen können und seien meist zu scheu.
Ein weiterer Höhepunkt war ein Lippenbär (Melursus ursinus), den wir – wohl immer dasselbe Tier – an zwei Tagen insgesamt vier Mal gesehen haben. Bei weiter fortschreitender Jahreszeit sind Lippenbären wohl öfter tagsüber aktiv und suchen nach Früchten. Hier hatte es in der Nacht zuvor geregnet, was ihm das Graben im Boden erleichterte. Der Bär ignorierte seine Beobachter vollkommen und ließ sich ausgiebig fotografieren. Dabei kam er teilweise ganz dicht an die Fahrzeuge heran.
Langur
Südlicher Hanuman-Langur, Wilpattu NP
Das Erlebnis mit dem Lippenbären machte aber auch den Nachteil der für Fotografen eigentlich zu hohen Sitzposition auf den Pick-ups deutlich. Für die meisten gar nicht so großen Säugetiere wie Axishirsche (Axis axis), Muntjaks (Muntiacus muntjak) und erst recht Mungos ist der Sichtwinkel bei kurzer Entfernung viel zu steil. Umso wichtiger ist ein nicht zu enger Sitzabstand, so dass man sich im Bedarfsfall auch mal hinhocken kann.
Für in den Bäumen sitzende Affen oder Vögel war die Höhe natürlich günstig, aber für die attraktiven häufig am Waldrand anzutreffenden Ceylonhühner bzw. -hähne (Gallus lafayettii) brauchte man gar nicht erst anzuhalten. Diese konnten wir dafür gut auf dem offiziellen Rastplatz fotografieren, wo man aussteigen darf und wo einige Hähne furchtlos zwischen den Parkbesuchern umherliefen. Der Platz liegt an einem See und befindet sich unter hohen Bäumen. Außer den Hühnern zeigten sich bei unserem Besuch ein Trupp Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica), ein Bengalenwaran (Varanus bengalensis) und diverse Kleinvögel.
Spuren von Elefanten (Elephas maximus) in Form von Kot und abgerissenen Zweigen fanden sich überall, selbst gesehen haben wir sie – einige große Bullen – aber nur in den weit vom Eingang entfernten offenen Grasebenen. Außer den schon genannten Arten sahen wir noch einen Wasserbüffel (Bubalus bubalis), Languren (Semnopithecus priam), viele Pfaue (Pavo cristatus), ein paar Buntstörche (Mycteria leucocephala), einen Wollhalsstorch (Ciconia episcopus), Limikolen, Reiher und natürlich viele Singvögel. In der Umgebung unserer Unterkunft fanden wir bei einer kurzen Abendexkursion auch einen Grauen Schlanklori (Loris lydekkerianus), leider in sehr dichtem Gezweig.

Stachelnase
Stachelnase
Unserer nächstes 230 km entferntes Ziel war die höchstgelegene Stadt Sri Lankas Nuwara Eliya, die wir nach über sechsstündiger Fahrt erreichten. Da es dann anfing zu regnen, blieben wir im Hotel.
Am nächsten Morgen stand ein Halbtagesausflug zum 30 km entfernten Horton Plains NP auf dem Programm. Wir fuhren gegen 5:00 Uhr los und waren über eine Stunde später zum Sonnenaufgang am Parkeingang, wo schon zahllose andere Fahrzeuge mit Touristen warteten. Wegen verspäteter Öffnung des Ticket-Verkaufs mussten wir noch eine Dreiviertelstunde warten, bis wir hinein konnten. Die meisten Besucher fuhren bis zu einem zentralen Parkplatz, um bei strahlend blauem Himmel von dort eine längere Wanderung zu beginnen. Wir suchten zunächst noch entlang einer Nebenstraße – mit mäßigem Erfolg – nach den vielen im Park lebenden Sambar-Hirschen (Cervus unicolor). Letztlich fanden wir noch zwei wenig scheue Exemplare in der Nähe des Parkplatzes. Nach einer kürzeren Wanderung verließen wir den Park recht schnell wieder.
Außerhalb führte uns Dulan noch in ein kleines Wäldchen (Thotupola Mountain Trail Head), wo er recht schnell eine Stachelnase (Ceratophora stoddartii) aufspürte, die sich ausgesprochen kooperativ zeigte.
Am Nachmittag besuchten wir den Botanischen Garten Hakgala. Neben den an Menschen gewöhnten Hutaffen fanden wir auch, wie erhofft, Weißbartlanguren (Semnopithecus vetulus), die eher etwas scheuer sind. Hier hatten wir jedoch Glück. Die Languren, die meist nur auf Bäumen anzutreffen sind, kamen sogar auf den Boden. Trotzdem waren Brennweiten von 400 bzw. 500 mm erforderlich. Leider mussten wir die Aktion abbrechen, nachdem es sich sehr schnell stark bewölkte und dann anfing zu regnen.

Am nächsten Morgen fuhren wir 150 km zu unserem Hotel in Tissamaharama, ziemlich genau zwischen dem Yala und dem Bundala NP gelegen.
Braunkopfspinte
Braunkopfspinte, Yala NP
Am Nachmittag ging es dann mit dem Minibus zur ersten Pirschfahrt nach Yala, wo uns ein Fahrzeug erwartete. Schon ein paar hundert Meter nach der Einfahrt sahen wir einen Leoparden, der von einem Wasserloch kommend die Straße überquerte – und dann auch verschwunden blieb. Auch in den folgenden zwei Tagen sahen wir noch Leoparden, weil die Fahrer sich gegenseitig über entsprechende Sichtungen per Mobiltelefon informieren. Einmal saß eine Leopardin mit einem großen Jungen in einem Baum – mit einem Fernglas gut zu sehen, aber leider hundert Meter entfernt. Ein weiteres Mal war ein Leopard wohl neben der Straße in einem Gebüsch gesichtet worden. Es standen aber so viele andere Autos dort und blockierten die Straße, dass wir den Versuch ganz schnell wieder aufgaben und künftig auf so etwas verzichteten.
Yala ist der meist besuchte Nationalpark Sri Lankas mit wohl 150 und mehr zugelas­senen Besucherfahrzeugen. Bereits vor der Öffnung um 6:00 Uhr hatten sich bereits dementsprechend viele eingefunden. Da unserer Fahrer sich schon weit vor unserer Ankunft beim Ticketverkauf angestellt hatte, konnten wir dann auch mit als erste hineinfahren. Möglicherweise kommen im Laufe des Vormittags noch mehr Fahrzeuge hinzu, während es nachmittags etwas leerer zu sein scheint.
Wie schon erwähnt, war Yala in diesem März viel „grüner“ und wasserreicher als gewöhnlich. Südöstlich zwischen der „Hauptstraße“ und dem Strand zieht sich eine offene Ebene hin, die kniehoch bewachsen war. Ansonsten ist der für Besucher geöffnete Block 1 des Nationalparks überwiegend mit dichtem Buschwerk bestanden. Dieses dürfte, auch wenn es nicht belaubt ist, genauso undurchdringlich sein. In den Büschen entlang der Straßen saßen häufig Smaragdspintpaare, Perlhalstauben (Streptopelia chinensis suratensis) und in den höheren Bäumen ließen sich gelegent­lich Haubenadler (Spizaetus cirrhatus) und Malabarhornvögel (Anthracoceros coronatus) blicken, an Wasserlöchern hatten wir mehrfach gute Gelegenheiten für Silberklaffschnäbel (Anastomus oscitans). Sumpfkrokodile (Crocodylus palustris) sahen wir nur zwei, dafür kroch auch zweimal ein Tigerpython (Python molurus) über die Straße.
Neben Axishirschen sahen wir an größeren Säugetieren neben ein paar Wildschweinen auf den offenen Flächen und den Seen vor allem Hauswasserbüffel. Wilde Wasserbüffel(kühe) oder zumindest solche, die denen vom äußeren her nahekamen, sahen wir auch. Allerdings dürften die wilden mit den zahlreichen Hauswasserbüffeln stark hybridisieren. Selbst Hausrinder suchten im Park nach Futter. Einige wenige Elefanten, darunter einen jungen Bullen mit Stoßzähnen, haben wir direkt neben der Straße angetroffen und auch abends außerhalb des Parks.

Am dritten Tag fuhren wir morgens zum Bundala NP. Die Zufahrtsstraße kurz vor dem Parkeingang führte durch überschwemmte Wiesen.
Wasserfasan
Wasserfasan, Debarawewa See
Hier konnte man sich zu Fuß zahlreichen Kuhreihern (Bubulcus ibis), Mittelreihern (Egretta intermedia), Stelzenläufern (Himantopus himantopus) und weiteren Limikolen auf Foto­entfernung nähern. Auch innerhalb des Parks war der Wasser­stand an den Süßgewässern hoch und das Wasser reichte teilweise über den Straßenrand, in dessen unmittelbarer Nähe sich weitere Wasservogelarten aufhielten wie Schwarzhalsibisse (Threskiornis melanocephalus), Paddyreiher (Ardeola grayii), Purpurhühner (Porphyrio porphyrio poliocephalus) und Wasserfasane (Hydrophasianus chirurgus); an den Brack­wasserlagunen dann zahlreiche Krabbentriele (Esacus recurvirostris), Regenpfeifer und Schnepfenvögel und ca. 40 Odinshühnchen (Phalaropus lobatus). An Säugetieren konnten wir einen Schwarznackenhasen (Lepus nigricollis), Hutaffen und Südliche Hanuman-Languren (Semnopithecus priam) fotografieren, außerdem einen Bengalenwaran und Halsbandsittiche (Psittacula krameri) an der Bruthöhle. Nachdem es sich wieder bewölkt hatte, brachte auf der Rückfahrt ein Abstecher zum Debarawewa See noch einmal einen Wasserfasan und eine Schwarzdommel (Ixobrychus flavicollis).

Für den Nachmittag war eigentlich noch einmal eine Pirsch im Yala NP vorgesehen. Allerdings hatte unser Guide Dulan inzwischen die Information bekommen, dass im nahegelegenen Lunugamvehera NP eine Leopardin nachts zuvor Beute gemacht hatte und sich möglicherweise in deren Nähe weiter aufhalten würde.
Leopard
Junger Leopard, Lunugamvehera NP
Lunugamvehera grenzt an den Block 5 des Yala NP und ist mit hohen Bäumen bestanden, außerdem befindet sich dort ein Stausee. Der Wald macht eher den Eindruck eines Wirtschaftswaldes mit wenig Unterholz. Immerhin zeigten sich zahlreiche Axishirsche. Bei der beschriebenen Stelle handelte es sich um eine Rodung mit ein paar verbliebenen Bäumen. Da nichts zu entdecken war, fuhren wir weiter. Im Wald fanden wir einen Fischuhu (Ketupa zeylonensis) und dann gab es plötzlich die Nachricht aufs Handy, dass Leoparden gesehen worden waren. Eine Stunde vor Sonnenuntergang hatten sich an der Lichtung bereits fünf andere Fahrzeuge eingefunden, die eine Leopardin mit zwei schon sehr großen Jungen beobachteten. Eines der Jungen lag recht offen auf einem umgestürzten Baumstamm, das andere und seine Mutter waren durch Gebüsch ziemlich verdeckt und lagen in größerer Entfernung. Nach kurzer Zeit rannte das erste Junge plötzlich los und jagte einer Rotmanguste hinterher, die sich aber in Sicherheit bringen konnte. Der junge Leopard kam dann schnell zurück und suchte sich einen neuen Liegeplatz – diesmal für uns etwas günstiger – ca. 25 m entfernt. Mehr passierte nicht und, nachdem sich der Himmel auch stark bewölkt hatte, fuhren wir kurz vor Parkschließung zurück.

Um halb fünf am nächsten Morgen ging's dann in den 65 km entfernten Udawalawe NP. Auch dieser Park war sicher „grüner“ als sonst im März.
Hornvogel
Malabar-Hornvogel, Udawalawe NP
Er grenzt an einen Stausee. In der Nähe des Flusses gibt es größeren zusammenhängenden Wald, außerdem offenes Grasland und mit dichtem Buschwerk bestandene Gebiete. Er ist bekannt für sein großes Vorkommen an Elefanten, die wir auch öfter gesehen haben. Trotzdem, wie bei Leoparden in Yala, benachrichtigen sich die Fahrer der Touristenfahrzeuge in Udawalawe, wenn sich eine Gruppe von Elefanten an einem attraktiven Platz zeigt und es kommt zu regelrechten Staus. Auch in diesem Park waren wieder zahlreiche Hauswasserbüffel, Hausrinder und sogar Haus­hunde anzutreffen, letztere eine unerwünschte Konkurrenz für Goldschakale (Canis aureus), von denen wir zumindest einen gesehen haben.
Gleichwohl bietet Udawalawe zahlreiche Möglichkeiten für Wildtiere. Von Sumpfkrokodilen, Weißbauch-Seeadlern (Haliaeetus leucogaster) und zahlreichen Wasservögeln an den Ausläufern des Stausees, über Singvögel, Spinte und Hinduracken (Coracias benghalensis) in den Büschen entlang der Straßen bis hin zu Dutzenden Malabarhornvögeln in fruchtenden Feigenbäumen. Den Feigenbaum haben wir am nächsten Morgen noch mal aufgesucht, aber leider gehören Hornvögel zu den etwas scheueren Arten, so dass sich nur wenige Möglichkeiten ergaben. Wegen Gelände­unebenheiten gab es trotz des hohen Fahrzeugs auch schon mal Möglichkeiten für Indische Triele (Burhinus indicus) und am Boden sitzende Jerdon- (Mirafra affinis) und Grauscheitel­lerchen (Eremopterix grisea) in Augenhöhe.

Am Nachmittag des zweiten Tages fuhren wir dann von Udawalawe zum Sinharaja Regenwald.
Übernachtet haben wir in Martin's Lodge auf 450 m Meereshöhe am östlichen Rand des Nationalparks. Dazu wurde unser Minibus am Parkhauptquartier für die nächsten drei Nächte abgestellt. Nach dem Kauf der Eintrittskarten fuhren wir samt Gepäck mit einem wohl 50 Jahre alten Jeep 3 km bis zur Lodge über eine sicher nur für Allradfahrzeuge geeignete Straße. Die Lodge und die Zimmer sind wirklich sehr einfach. Zwei Betten, ein größeres Regal, die Warmwasseranlage im Bad erschien mir eine eher abenteuerliche Konstruktion, funktionierte aber einwandfrei.
Kannenpflanze
Kannenpflanze, Sinharaja NP
Eine Lampenfassung musste nach unserer Ankunft erst noch erneuert werden. Die Moskitonetze schienen auch nicht sehr vertrauenerweckend, was sich aber als unproblematisch erwies, da weder in der Lodge noch später im Regenwald viele Stechmücken aktiv waren. Wir waren auch die einzigen Gäste. Irgendwie schien die Lodge noch unfertig – immerhin konnten wir entlang einiger Armierungseisen aufs Dach steigen, um ein in einer Palme sitzendes Riesenhörnchen (Ratufa macroura) auf Augenhöhe zu fotografieren. Unser Guide Dulan hatte ein paar Äste am Rand der Veranda angebracht und Früchte ausgelegt, um Vögel anzulocken, was aber nur auf geringe Resonanz stieß. Während unseres Aufenthalts erschienen immer nur ein Paar Rotschnabelbülbül (Hypsipetes ganeesa) und ein Paar Rußbülbül (Pycnonotus cafer). Ein Goldstirn-Bartvogel (Megalaima flavifrons) bediente sich lieber an in unmittelbarer Nähe wachsenden Papayas.
Vorteilhaft ist die Lage der Lodge nur ca. 300 m von einem der Eingänge zum National­park entfernt. Bevor wir dorthin gingen, bekamen wir von Dulan noch „Blutegelsocken“ – in Einheitsgröße, aber gut brauchbar. Solch ein Schutz und etwas Aufmerksamkeit für diese Blutsauger waren auch nötig, sie stellten dann aber kein Problem mehr dar. Der Hauptwanderweg war ca. 3 m breit, so dass man dort nicht ständig an irgendwelchen Pflanzen vorbeistreifte. In diesem Teil des Waldes sind die Bäume nicht sehr hoch, dafür gibt es aber viel Unterwuchs.
Begleitet wurden wir außer von Dulan von einem der offiziellen Parkführer. Besonders schnell vorangekommen sind wir nicht, weil sie uns oft auf gut getarnte Raupen, Heuschrecken, Wanzen, Käfer, Spinnen und andere Makromotive hinwiesen. Eine Seidenspinne (Nephila pilipes) mit erbeuteter Zikade in ihrem großen Radnetz faden wir schon selbst. Etwas größere Motive waren Wiegmanns Agame (Otocryptis wiegmanni), Sägerückenagame (Calotes calotes), Lyrakopf-Agame (Lyriocephalus scutatus), ein Langschnauzen-Baumfrosch (Taruga longinasus) sowie eine Ceylon-Lanzenotter (Trimeresurus trigonocephalus), die ruhig auf einem abgebrochenen Ast neben dem Weg lag. Ein Ceylonhuhn mit zwei nur wenige Tage alten Küken war an die regelmäßigen Besucher gewöhnt und ließ sich mit 200 mm formatfüllend abbilden, ebenso zwei Ceylonhähne in der Nähe des Kudawa Research Centre. Weißbartlanguren trafen wir auch, sie waren aber durch zu dichtes Gezweig verdeckt. Höhepunkt unserer Tagesexkursionen war eine Nasen-Peitschennatter (Ahaetulla nasuta). Die Art hatten wir zwar schon gesehen, aber diese hier hatte direkt neben dem Weg gerade soeben einen Gecko erbeutet, als unserer Guide vorbeiging und uns natürlich sofort darauf aufmerksam machte. Die Schlange ist nur leicht giftig, so dass es wohl länger gedauert haben dürfte, bis sie ihre Beute fressen konnte. Wir haben das nicht abgewartet, weil heftiger Regen drohte. Am Hauptwanderweg befinden sich alle zehn Gehminuten Regenunterstände. Deren Benutzung war an diesem Nachmittag auch nötig.
Kelaarts Zwergkröte
Kelaarts Zwergkröte, Sinharaja NP
An dem regnerischen Abend kam es zum massenhaften Ausfliegen von Termiten-Geschlechtstieren. Die auf der Lodge-Terrasse abgestürzten landeten im Magen einer Schwarznarbenkröte (Duttaphrynus melanostictus). Die anderen etwas trockeneren Abende haben wir zu kleineren Nachtexkursionen in der Umgebung unserer Unterkunft genutzt. Im Dunkeln sind in den Tropen ohnehin mehr Insekten unterwegs. Eine Stabschrecke hatten wir zwar auch schon tagsüber gesehen, aber nachts waren sie aktiv und wir – genauer unser Guide – haben mehrere, sicher 20 cm lange Exemplare auch bei der Paarung gefunden, wobei der starke Größenunterschied zwischen Männchen und Weibchen beeindruckte. Es waren viele rufende Frösche zu hören – aber nur schwer zu finden, darunter Kelaarts Zwergkröte (Adenomus kelaartii), Peitschenfrosch (Polypedates fastigo) und ein Sri Lanka Felsenfrosch (Nannophrys ceylonensis). Erwähnenswert ist auch noch eine Begegnung mit einer handgroßen Berg-Tigerspinne (Poecilotheria subfusca).
Bei der Abfahrt am nächsten Morgen zeigte sich noch ein Ceylon-Grautoko (Ocyceros gingalensis) am Parkhauptquartier. Anschließend fuhren wir zurück zu einem Hotel in der Nähe des Flughafens.

Fazit

Zwei Wochen Sri Lanka haben eine sehr erfreuliche Fotoausbeute erbracht, auch wenn wir ein großes Leopardenmännchen nicht zu Gesicht bekommen haben. Ich denke nicht, dass sich unsere Chancen durch die feuchteren Witterungsverhältnisse nennenswert verschlechtert hatten. Die günstigsten Monate zur Leopardenbeobachtung in Yala sollen ohnehin Juni/Juli sein, bevor der Park auf dem Höhepunkt der Trockenzeit geschlossen wird. Und in jedem Fall ist uns eine Menge Staub auf den offenen Fahrzeugen erspart geblieben.
Mit Dulan hatten wir einen sehr kenntnisreichen und engagierten Führer, der sich auch sehr schnell auf unsere Bedürfnisse als Fotografen eingestellt hat. Bird and Wildlife Team hatte alles sehr gut organisiert und letztendlich haben wir Sri Lanka als unproblematisches Reiseland kennengelernt und hatten insofern auch immer ein gutes Gefühl.

Weiter zum Reisebericht 2020.

Weitere Bilder aus Sri-Lanka auf meiner Asien-Seite.